In der sozialen Arbeit, die sowohl Pädagogik als auch Andragogik umfasst, sind die Anforderungen oft starr an bestimmte Abschlüsse gebunden. Doch ist ein Abschluss von vor 20 Jahren wirklich relevanter als aktuelle Berufserfahrungen in anderen Bereichen? Viele qualifizierte Menschen, die wertvolle Perspektiven mitbringen könnten, werden aufgrund dieser Anforderungen ausgeschlossen.
Dabei arbeiten Sozialarbeiter mit Menschen, deren Lebenswelten oft weit von ihrer eigenen entfernt sind. Wer direkt von der Schule über das Studium in den öffentlichen Dienst gelangt, hat meist wenig Bezug zu den Arbeitswelten der Klienten. Dieses Paradox wird deutlich, wenn man bedenkt, dass von Sozialarbeitern Flexibilität erwartet wird, das System selbst aber wenig flexibel ist.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Bezahlung. Öffentliche Stellen in der sozialen Arbeit sind meist besser vergütet als Positionen im freien Bildungs- und Beratungsmarkt. Dabei ist soziale Arbeit letztlich auch Bildungsarbeit. Wenn der freie Markt schlechter bezahlt, verliert die Branche viele qualifizierte Fachkräfte. Diese Fachkräfte wollen ihre Erfahrung weitergeben, sehen sich aber gezwungen, für weniger Geld zu arbeiten oder bleiben komplett außen vor.
Ein wesentlicher Aspekt der sozialen Arbeit ist auch die Integration in die Gesellschaft. Ziel ist es, Menschen in die Arbeitswelt zu integrieren, damit sie nicht nur für sich selbst sorgen können, sondern auch Steuergelder generieren. Diese Steuergelder fließen zurück in das soziale System und finanzieren zukünftige Maßnahmen. So rechnet sich das Geld, das in die soziale Arbeit investiert wird, langfristig durch die gesellschaftliche Integration und die wirtschaftliche Teilnahme der Klienten.
Wenn also von Sozialarbeitern erwartet wird, flexibel und gesellschaftlich integrierend zu handeln, sollte das System selbst flexibler werden – sowohl bei den Qualifikationsanforderungen als auch bei der Bezahlung.
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